TETRA Basics

TETRA ist ein digitaler Funkstandard mit Zeitschlitzverfahren, das vornehmlich für den Netzmodus (TMO) mit sehr vielen Nutzern in verschiedenen Rufgruppen konzipiert wurde. Der Direktmodus (DMO) stellt eine zusätzliche Möglichkeit dar, ohne vernetzte Infrastruktur, direkt von Endgerät zu Endgerät oder über Repeater bzw. Gateways, zu kommunizieren - auch als Rückfallebene für den Netzmodus. Ein Gateway stellt einen Sonderfall dar und besteht aus einem DMO-Repeater mit gleichzeitiger TMO-Netzanbindung. Gateways und Repeater werden gewöhnlich mit einfachen Endgeräten plus Software-Option realisiert.

Wir betreiben bei DB0FS einen TETRA-DMO-Repeater auf 434.7875 MHz, wobei Sendung und Empfang systembedingt auf der gleichen QRG erfolgen, also keine Frequenzablage aber unterschiedliche Zeitschlitze. Der Repeater sendet in kürzeren Zeitabständen ein Präsenzsignal aus, das von den Endgeräten erkannt und angezeigt wird. Damit wird der Repeater als verfügbar signalisiert.

Wie bei DMR wird mit Talkgroups (TG) und zusätzlichem Präfix, bestehend aus Länder- und Netzwerkcode (MCC und MNC), gearbeitet. Bei der Wahl dieser Parameter haben wir uns an üblichen Parametern vorhandener Repeater in DL orientiert. Des Weiteren sendet unser Repeater regelmäßig eine Sprachkennung zur Identifikation aus. Die Repeater-Schnittstellen (Audio-RX/ TX/ PTT/ Daten) sind bei uns über einen Raspberry-Pi mit dem HAMNET verbunden und sollen zukünftig für Erweiterungen genutzt werden.

Die jeweilige Teilnehmeridentifikation (ISSI) setzt sich aus dem gleichen Präfix (MCC und MNC) plus der individuellen ID bzw. Rufnummer zusammen. Wir verwenden hierfür zugewiesenen DMR-IDs

Neben der reinen Sprachkommunikation können auch Statuswerte, Kurzmitteilungen und Daten im DMO übertragen werden, wobei die jeweiligen Funktionalitäten gegenüber DMR deutlich erweitert sind, wie z. B. automatische SDS-Lesebestätigung, Teilnehmer-Erkennung, Gerätefernsteuerung usw.

Bei TETRA beträgt die Kanalbandbreite 25 kHz. Mit FM-Geräten kann das typische TETRA-Signal lediglich ratternd wahrgenommen werden. Ähnlich wie bei DMR sind Signalstärken (RSSI) bis zu ca. -105 dBm noch dekodierbar und bei guten Bedingungen sind Reichweiten von bis zu ca. 20 km möglich.

Erste Erfahrungswerte zeigen, dass unser Repeater durchaus in vielen Stadtteilen von Hamburg gut oder brauchbar verfügbar ist. Im Vergleich zur aktuellen DMR-Funkabdeckung sind allerdings gewisse Abstriche zu machen, was sowohl am System, als auch den derzeit genutzten geringeren Sendeleistungen liegt.

TETRA ist ein europäischer Standard (ETSI) und wird bisher in großem Umfang bei den BOS und professionellen Anwendern eingesetzt. Bekannte Endgeräte-Hersteller sind u. a. MOTOROLA, SEPURA, CASSIDIAN (EADS Defence & Security) und HYTERA, wobei vornehmlich das kommerzielle Marktsegment bedient wird und somit viele Geräte nicht oder nur schwer für den Amateurfunk nutzbar zu machen sind. Gerade dieser Sachverhalt in Verbindung mit der völlig neuen Materie stellt die besondere Herausforderung für uns Funkamateure dar und erfordert daher wesentlich mehr Kenntnisse und Engagement, als z. B. beim Einsatz einfacher und preiswerter DMR-Geräte. Bereits die meisten CPS-Versionen für TETRA sind erheblich anspruchsvoller und verfügen über die hundertfache Anzahl an speziellen Einstellparametern im Vergleich zu DMR, was hierbei insbesondere den professionellen Ansprüchen Rechnung trägt. Für den Amateurfunk gibt es derzeit noch relativ wenig brauchbare Lösungen und wir betreten daher mit dieser aktuellen Technik absolutes Neuland im 70-cm-Band.

Der einfachste und preiswerteste Fall ist das TETRA-Hören, was bei genügend Software-Kenntnissen mit einem SDR (z. B. GNU-Radio o. ä.) und entsprechendem Software-Dekoder (z. B. TELIVE) möglich ist.

Die aktive Teilnahme am Funkbetrieb erfordert jedoch in vielen Fällen Firmweare-seitig modifizierte Endgeräte, um im 70-cm-Band QRV zu werden. Neben dem Neukauf empfehlen sich da insbesondere ersteigerte und/oder modifizierte MOTOROLA-Gebrauchtgeräte, die in vielen Fällen zuvor im BOS-Band genutzt wurden. Hierbei ist der verantwortungsvolle und sachgemäße Umgang mit der Materie wichtig, um die Geräte wirklich nur im begrenzten Amateurband korrekt zu konfigurieren und zu betreiben. Die Nutzung des professionellen Netzmodus TMO mit 10-MHz-Standardablage schließt sich dabei ohnehin aus. Ebenso die mögliche Luftschnittstellen-Verschlüsselung oder E2E, da ja verschlüsselte Aussendungen im Amateurfunk unzulässig sind. Bereits vor der Beschaffung eines geeigneten Gerätes sollte man sich also über Zubehör und erforderliche CPS im Klaren sein sowie die weit höheren Anforderungen an eine richtige Parametrierung der Endgeräte..